
1.1 Was ist eigentlich schulischer Leistungsdruck?
In der Schule werden Kinder und Jugendliche mit vielfältigen Anforderungen konfrontiert. Diese können sich bspw. durch Leistungsanforderungen im Unterricht, in Prüfungen oder bei Hausaufgaben ergeben. Sich negativ auswirkende schulische Belastungen entstehen, wenn die schulischen Anforderungen die Fähigkeiten der Schülerin/des Schülers übersteigen und als hoher Anforderungsdruck wahrgenommen werden. Anforderungen und deren Bewältigung haben Einfluss auf die Entwicklung der Heranwachsenden im Bereich des Selbstwerts, der Selbstwahrnehmung und gesundheitsrelevanter Verhaltensweisen. (1) Aber: Was als Leistungsdruck empfunden wird, ist individuell unterschiedlich. Hierzu ein Auszug aus der „Zeit“.
Wer sich für etwas begeistert, ist bereit, alles zu geben. Was man gemeinhin an Schulen unter Leistung versteht, erzeugt aber bei vielen Kindern Stress. Mathematisch begabte Jungs zum Beispiel, die sprachlich nicht so versiert sind, werden allein schon dadurch benachteiligt, dass sie ihr Wissen ständig in Worte fassen müssen. Ich bin dafür, Schülern freizustellen, wie sie ihre Fortschritte zeigen. Außerdem sollte die Einordnung der Leistung etwas mit dem Potenzial eines Kindes zu tun haben. Oder wollen wir daran festhalten, dass die Leistung eines hochbegabten Kindes, das dauerhaft auf Eins steht, mehr Anerkennung erfährt als die Leistung eines Kindes, das sich von einer Fünf auf eine Drei hochgekämpft hat?
Maike Schubert, 55, ist Direktorin der Winterhuder Reformschule in Hamburg
Neulich hatte ich eine Schülerin bei mir in der Beratung, die einen sehr guten Notendurchschnitt hat und es ganz schlimm fand, in Deutsch eine Drei zu bekommen. Solche Kinder gibt es, das ist in Ordnung, solange es sie psychisch nicht belastet. Was mich beim Thema Leistung mehr beschäftigt, sind unsere widersprüchlichen Erwartungen. Wir sind in einer Leistungsgesellschaft, unser System ist darauf ausgelegt, dass Schüler den Fokus sehr stark auf sich selbst richten, dass sie die Besten sein wollen.
Schewa van Uden, 40, leitet das berufsbegleitende Sozialprogramm an der Aletta-Haniel-Gesamtschule in Duisburg
1.2 Fakten
So ein Schülerleben ist sehr herausfordernd. Täglich müssen Schüler Neues lernen und das in vielen verschiedenen Bereichen. An sich eine schöne Sache. Aber Schüler leiden immer mehr unter dem Lern-Leistungsdruck. Abgesehen davon, ist das Heranwachsen mit den körperlichen, hormonellen und psychischen Veränderungen selbst für Kinder und Jugendliche ja schon eine große Herausforderung. Das muss man erst mal meistern. Auch Veränderungen in der Familienkonstellation, wie z. B. durch Trennung der Eltern oder das Leben in Patchworkfamilien müssen Kinder und Jugendliche verarbeiten. Hinzu kommt manchmal noch der Stress durch Mitschüler, wie z. B. Mobbing, oder Stress durch soziale Medien. Das alles vor dem Hintergrund von 36 Schulstunden pro Woche, zu denen noch Hausaufgaben, Referate und Prüfungsvorbereitung kommen. Bei vielen Schülern summiert sich das auf ca. 50 bis 60 Lern-Wochenstunden. Wird der Druck aber zu groß und die Freizeit immer knapper, dann können Kinder innerlich ausbrennen. (s. Deutschlandfunk Kultur)
Durchschnittliche Schulleistungen genügen nicht mehr
Die Psychologin der Kaufmännischen Krankenkasse Franziska Klemm mutmaßt, dass sich die Aufgabenstellungen allerdings nicht drastisch erschwert haben dürften. Vielmehr sei es wahrscheinlich, dass durchschnittliche Leistungen heute nicht mehr genügen. „Mit einer Drei nach Hause zu kommen heißt nicht von Eltern, super, du hast eine Drei, sondern, warum hast du keine Zwei, warum hast du keine Eins, warum hast du dich nicht mehr angestrengt, obwohl eine Drei im Schulsystem ja eine befriedigende Leistung ist.“
63 % möchten besser sein
Einer Forsa Umfrage zufolge, die der Studienkreis in 2020 in Auftrag gegeben hatte, wollten 63 % der Schüler von sich aus besser sein. 72% fühlten sich einmal pro Woche gestresst und 28 % an mehr als drei Tagen pro Woche gestresst, also jeder Vierte.
Leistungs- und Aufholdruck nach der Corona-Homeschooling-Zeit
Nach der Corona-Zeit mit Homeschooling stellte der Professor für Klinische Kinder- und Jugendpsychologie Julian Schmitz fest, dass die psychosozialen Belastungen bei Kindern und Jugendlichen eher noch zugenommen hatten. Das zeigte auch das Deutsche Schulbarometer. Zwischen den Befragungszeitpunkten im September 2021 und April 2022 hatten Lehrkräfte sogar noch mal eine Zunahme von auffälligen Verhaltensweisen beobachtet. Das hing damit zusammen, dass der Leistungs- und Aufholdruck in den Schulen ein Teil der Belastungsfaktoren ist, die auf Kinder und Jugendliche wirken. Dazu kamen wirtschaftliche Sorgen in den Familien infolge der Inflation, Ängste wegen des Kriegs in der Ukraine und des Klimawandels. Diese zusätzlichen Belastungsfaktoren trafen auf ungünstige Voraussetzungen, weil die Familien durch die Corona-Pandemie schon erschöpft waren.
Zunahme von Leistungsdruck-Empfinden
Die Ergebnisse der HBSC (Health Behavior in School-aged children)-Studie von 2024 verdeutlichen den wachsenden schulischen Druck, dem sich insbesondere ältere Mädchen ausgesetzt fühlen. So ist unter den 15-jährigen der Anteil der Mädchen, die sich unter Druck fühlen, seit 2018 von 54 % auf 63 % gestiegen, während bei den Jungen nur ein moderater Anstieg von 40 % auf 43 % zu verzeichnen ist.
2. Ursachen von schulischem Leistungsdruck
2.1 Leistungsgesellschaft Deutschland
Der Leistungsdruck in unserer mitteleuropäischen Gesellschaft steigt. Höher, schneller, weiter – das ist das Motto unserer Zeit. Die globalisierte Welt verändert sich immer schneller. Es werden neue oder erweiterte Skills gebraucht, wie z. B. Internetkenntnisse oder Fremdsprachen. Das verursacht ebenfalls Druck. Wer da nicht mithalten kann, fällt durch – so lernt man es jedenfalls in der Schule…
Margrit Stamm, Professorin für Pädagogische Psychologie und Erziehungswissenschaften schreibt hierzu in ihrem Buch über die Folgen der Hochleistungsgesellschaft für unsere Kinder: „Das Bildungssystem ist ein Abbild der Hochleistungsgesellschaft geworden. (…) Bildungspolitische und gesellschaftliche Entwicklungen wie Leistungsorientierung und Optimierungszwang, schulische Testkultur oder Akademisierungsbestrebungen sind Hauptursachen dafür, warum immer mehr Kinder auf Hochleistung getrimmt werden. Sie müssen Ergebnisse liefern, die eigentlich über ihren Fähigkeiten liegen.“

2.2 Schule
Die Anforderungen an Schüler sind vielfältig.
2.2.1 Druck durch Lernaufwand für Prüfungen und Druck durch Lehrer
Ein hoher Lernaufwand wurde in einer Forsa-Umfrage bei Schülern als Grund für den schulischen Stress genannt, der immerhin für 56 Prozent der Schüler belastend ist.
34 % der Schüler empfinden laut dieser Forsa-Umfrage Druck von den Lehrern. Fast zwei Drittel der 12 bis 18-jährigen (59 Prozent) Schüler wünschen sich bei Stress Unterstützung seitens der Schule.

Sabrina, 16, besucht die 10. Klasse an der Realschule und legt gerade die Abschlussprüfungen ab.
Du steckst gerade mitten im Realschulabschluss. Wie stark spürst du da den Leistungsdruck?
Schon sehr stark. Die Lehrer machen extremen Druck. Jeder denkt, es gibt nur sein Fach, da spricht sich keiner ab. Es kommt vor, dass wir an einem Tag drei Tests schreiben. In Englisch schreiben wir jeden Montag eine Prüfung. Das ist wirklich sehr großer Stress für mich. Und auch von meinen Eltern kommt viel Druck, obwohl meine Mutter genau weiß, dass ich lerne. (Spiegel-Interview)
2.2.2 Hausaufgaben
46 %, also fast die Hälfte der Schüler fühlt sich durch die Erledigung von Hausaufgaben unter Druck, wie die o. a. Forsa-Umfrage in 2020 unter 12-18-jährigen Schülern und Schülerinnen ergeben hat.
2.2.3 Angst vor Noten
In derselben Umfrage gab ebenso nahezu die Hälfte der Schüler Angst vor Noten an, nämlich 45%. Dabei hatten Mädchen häufiger Angst vor schlechten Noten als Jungen (52 Prozent zu 38 Prozent).
Wie kommt es, dass so viele Schüler Prüfungsangst haben?
Einige darunter haben evtl. hohe Ansprüche an sich selbst. Andere fürchten sich zu blamieren vor anderen. Manche spüren oder kennen die Erwartungen der Eltern nach guten Leistungen. Verständlicherweise möchte auch niemand die Klasse wiederholen müssen und somit weder schlecht dastehen noch aus dem gewohnten sozialen Umfeld herausgerissen werden.
Außerdem hängt von Zeugnissen das Vorrücken in die nächste Jahrgangsstufe ab und von Schul-Abschlüssen die Zukunft. So bestimmen Noten und das Erreichen eines NC oft über den weiteren Weg. Welchem Schüler ist das schon egal? (s. a. 2.4.4 Zukunftsangst)
2.3 Leistungsdruck durch Eltern
21% der Schüler empfinden Druck von den Eltern.
2.3.1 Normal sein reicht nicht mehr
Eltern machen sich nun mal Sorgen über die Zukunft. Ob das Kind denn den gesellschaftlichen Anforderungen gewachsen sein wird? Denn Eltern wünschen sich stets nur das Beste für ihre Kinder, um später einen guten Job zu bekommen. Weil viele Eltern sich um die spätere soziale Position ihrer Kinder Sorgen machten, verlangen sie Leistung von ihren Kindern. Durch die Pisa-Ergebnisse wurde der Druck noch stärker. So werden die Kinder in Nachhilfe-Unterricht geschickt und mit Geld oder Geschenken für gute Noten belohnt. Oft haben Eltern das Gefühl, ihr Nachwuchs müsse konstant gute Leistungen erbringen, um später erfolgreich zu sein. Manche Eltern klagen auch schon mal vor Gericht gegen die Noten ihrer Kinder. Diese wiederum verinnerlichen die elterliche Forderung nach guten Leistungen und setzen sich selber unter Leistungsdruck.
Der Druck, unter dem die Schüler stehen, ob das vom Elternhaus kommt, von der Schule, vom sozialen Umfeld, hat stark zugenommen, sagt die Psychologin Franziska Klemm im Interview. Und weiter: „Es kann so ein bisschen damit einhergehen, dass der Durchschnitt möglicherweise, aus der Sicht des Schülers oder des Umfelds, nicht mehr gut genug ist. Mit einer Drei nach Hause zu kommen heißt nicht von Eltern: „ Super, du hast eine Drei!“ sondern: „ Warum hast du keine Zwei, warum hast du keine Eins, warum hast du dich nicht mehr angestrengt!“, obwohl eine Drei im Schulsystem ja eine befriedigende Leistung ist.“
Hinzu kommt, dass sich Eltern gern über ihre Kinder definieren. Ein Erkennungszeichen einer Helikopter-Mutter ist die Ausübung von Leistungsdruck: Schulische und außerschulische Erfolge des Kindes stehen für die Mutter an erster Stelle und wirken sich massiv auf ihren wahrgenommenen Selbstwert aus.
Kinder von Akademikereltern sollen mindestens das Gleiche erreichen wie ihre Eltern, sonst würde das einem sozialen Abstieg gleichkommen. Sie werden mit hohen Leistungserwartungen konfrontiert und dürfen also nicht scheitern.
2.3.2 Vergleich mit anderen
Die Erwartungshaltung gegenüber den eigenen Kindern steigt seit langem – und damit auch der Druck. Oft vergleichen Eltern ihren eigenen Nachwuchs mit den Leistungen anderer Schüler, sowie die der Medienkids. Bei mancher Mutter löst der Gedanke, dass der Nachwuchs bezüglich Leistung, Ansehen oder materiellem Besitz hinter anderen zurückbleibt, Angst oder Wut aus.
Der Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi riet indessen schon vor 100 Jahren: „Vergleiche nie ein Kind mit einem anderen – sondern immer nur mit sich selbst.“ Hier liegt der Fokus auf der Entwicklung. Eltern sollten sich also besser auf den Fortschritt des Kindes konzentrieren als auf den absoluten Vergleich mit anderen. Die Folge wäre, dass Kinder mit Freude und Interesse lernen, üben und forschen, statt unter Leistungsdruck und Prüfungsangst zu leiden.
2.4 Hohe Erwartungen der Schüler an sich selbst
Dass sich Jugendliche im Schulalltag vor allem wegen der hohen Leistungserwartungen an sich selbst gestresst fühlen, ergab die o. g. Forsa-Umfrage in 2020 ebenso. Schüler verspürten dadurch deutlich mehr Druck als wegen der Angst vor schlechten Noten oder wegen zu vieler Hausaufgaben. Selbst die Erwartungen der Eltern und Lehrer lösten weniger Stress aus als die eigenen Ansprüche. 63 % der Befragten möchten nämlich von sich aus besser in der Schule sein.
Drei Viertel der befragten Jugendlichen (72 %) fühlen sich mindestens einmal pro Woche wegen der Schule gestresst. Jeder Vierte (28 %) sogar an mehr als drei Tagen.
Als zentralen Ursachenkomplex von Stress und Überforderungserfahrungen identifiziert die schweizerische Juvenir-Studie die ausgeprägte Leistungs- und Erfolgsorientierung der Jugendlichen. Jugendliche machen sich ihren Leistungsdruck selbst – allerdings nicht nur aus positiver, auf ein Ziel gerichteter Motivation, sondern zum großen Teil auch aus Verunsicherung und Angst um ihre berufliche Zukunft.
Diese ausgeprägte Leistungsorientierung der Jugendlichen fordert Tribut: Ist der Leistungsdruck hoch, wird die Zeit knapp. Am häufigsten wird von den Jugendlichen als Ursache von Stress eine generelle Zeitknappheit genannt, an zweiter Stelle kommt der Wille, auch unter Druck den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Beinahe 90 % der gestressten Jugendlichen stimmen voll und ganz oder eher der Aussage zu, dass Leistungsdruck bei ihnen selbst entsteht, weil sie auch unter Druck immer alles möglichst gut erledigen wollen. Und 80 % der Gestressten setzen sich nach eigener Angabe vor allem selbst unter Druck.
Dieser dürfte allerdings zum Teil die hohe Erwartungshaltung ihres sozialen Umfelds widerspiegeln. Manche Schüler und Schülerinnen fühlen sich gestresst, weil sie per se gut sein wollen oder weil sie gute Noten brauchen, um einen bestimmten Abschluss erreichen zu können oder einen Wunsch-Studiengang belegen zu können.
Lob und Anerkennung zu bekommen, ist ein ganz natürliches Bedürfnis von uns Menschen. Wir wollen eine Bestätigung dafür von anderen haben, dass wir etwas gut gemacht haben. Leider ist es oft so, dass Schüler ihre Anerkennung häufig nur durch die Schule durch Noten bekommen können. Dies wird für Schüler schwierig, deren Talente auf anderen Gebieten liegen als denen von der Schule abgefragten. Umso wichtiger ist es für betreffende Schüler, Erfolgserlebnisse, Lob und Bestätigungen in der Freizeit und durch die Familie zu erfahren.

2.4.1 Perfektionismus
Marta, 22 bloggt über ihre eigene Erfahrung mit dem schulischen Perfektionismus: „Perfektionismus kann uns dazu motivieren, das Bestmögliche zu geben und ein optimales Ergebnis zu erreichen. Perfektionistische Menschen setzen sich oft höhere Ziele als andere, sind sehr diszipliniert. Dabei kann Perfektionismus in verschiedenen Bereichen auftreten. Für manche ist es wichtig, einem körperlichen Idealbild nachzugehen und so viel wie möglich auf Sport und Ernährung zu achten. Für andere wiederrum ist es sehr wichtig, eine Liebesbeziehung wie im Film zu führen. Ich bin eher perfektionistisch, was die Schule betrifft. Ich erwarte sehr viel von mir und stehe daher ständig unter einem selbst gesetzten Leistungsdruck. Dass es so weit kam, dass dieser Druck mein Leben bestimmt hat, war ein schleichender Prozess – mit Folgen.“ – Marta hat die negativen Folgen ihres Leistungsdrucks zu spüren bekommen und musste sich damit auseinandersetzen.
2.4.3 Leistungsabfall
Nach Einschätzung der Jugendlichen, die in der schweizerischen Juvenir-Studie befragt wurden, betrifft der Leistungsdruck dabei keineswegs nur Jugendliche, die über weniger Kompetenzen verfügen. Lediglich 13 % der Befragten führen Leistungsdruck auf eine Leistungsschwäche zurück – über die Hälfte der Jugendlichen (55%) sieht Leistungsdruck in keiner Weise auf leistungsschwächere Jugendliche begrenzt.
Lässt sich jedoch ein Leistungsabfall beobachten, kann dies durchaus mit einer dauerhaften Überforderung zu tun haben. Besonders dann, wenn es dem Kind in der Vergangenheit schon öfter schwergefallen ist, in der Schule mitzuhalten. Dann ist sorgsam abzuwägen, ob eine Klassenwiederholung oder ein Schulwechsel angebracht ist. Manchmal hilft auch schon ein Lern-Energie-Coaching deutlich weiter.

2.4.3 Vergleich mit anderen
Ständiges Vergleichen mit anderen Schülern aus der Klasse setzt natürlich auch unter Druck. Warum ist xy immer besser? Warum schaffe ich das nicht? Auch bezüglich Bekleidung und Ferienprogramm läuft der Wettbewerb. Wer trägt die neuesten Klamotten? Die fliegen in die USA und wir fahren nur nach Österreich… Die sozialen Medien fördern noch dazu den ständigen Vergleich mit anderen. Wie Kinder damit zurechtkommen, ist sehr subjektiv. Jeder empfindet Stress eben etwas anders.
2.4.4 Zukunftsangst
Auffällig bei den Stress-Ursachen der o. g. Juvenir-Studie ist die hohe Bedeutung der Zukunftsangst: Gut 80 % der gestressten Jugendlichen geben die Angst um ihre berufliche Zukunft als Ursache für ihren Leistungsdruck an.
Die Schweizer Jugend setzt sich selbst unter Druck und scheint die Normen wie auch die Unsicherheiten unserer Leistungsgesellschaft verinnerlicht zu haben. Der Druck, der von außen durch Eltern, Lehrer oder Vorgesetzte an sie herangetragen wird, spielt dabei keine bedeutende Rolle.
Auch die Konkurrenz respektive der Vergleich mit anderen Jugendlichen und die Bedeutung von guten Leistungen für die soziale Anerkennung werden gegenüber den eigenen Ansprüchen deutlich seltener als wichtige Ursache für die Entstehung von Leistungsdruck gesehen.
In der Gesamtbetrachtung zeigt sich so das Bild einer Jugend, für die beruflicher Erfolg gleichzeitig Priorität besitzt, aber keine Gewissheit darstellt. Die Ergebnisse spiegeln eine ausgeprägte Wahrnehmung der Jugendlichen wider, dass bereits im Jugendalter die entscheidenden Weichen für die eigene Zukunft gestellt werden und die eigenen Zukunftschancen nur durch gute Leistung gewahrt bleiben.
Die bei weiblichen Jugendlichen stärkere Verbreitung von Zukunftsängsten und der damit zusammenhängend ausgeprägtere selbst aufgebaute Leistungsdruck sowie der Anspruch, auch unter Druck gute Leistungen zu liefern, sind als Hintergrund und Erklärungsansatz der auffällig stärkeren Verbreitung von Stresserfahrungen bei weiblichen Jugendlichen gegenüber männlichen Jugendlichen zu sehen.
3. Leistungsdruck erkennen: Symptome und Folgen
Häufiger Leistungsdruck bei Schülern hat vielfältige negative Folgen. Eltern und Lehrer können Schulstress bzw. zu hohen Leistungsdruck an unterschiedlichen Zeichen erkennen. Dieser äußert sich vor allem durch eine Verhaltensänderung, kann sich aber auch durch schlechtere Noten infolge von Konzentrationsschwierigkeiten äußern. Ferner gibt es auch psychische bzw. in schwereren Fällen psychosomatische Auffälligkeiten zu beachten. Allerdings kann ein moderater Leistungsdruck auch einige positive Auswirkungen haben.
3.1. Folgen für das schulische Lernen und berufliche Orientierung
Es ist naheliegend, dass Schüler, die unter schulischem Leistungsdruck stehen, also viel erledigen müssen in kurzen Zeiträumen, oftmals Dinge, die sie auch nicht gut verstanden haben oder nicht gern lernen, allmählich nicht mehr mitmachen (können). Andere hingegen zwingen sich dazu, permanent Hochleistungen zu erbringen.
Leistungsabfall durch Überforderung
Wird es in der Schule anspruchsvoller und immer schwerer mitzuhalten, besteht die Gefahr einer dauerhaften Überforderung. Die Schüler quälen sich durch die Schularbeiten und die Leistungen fallen ab. Manchmal gelingt es auch nicht, mit erhöhtem Lernaufwand den Anschluss zu behalten.
Die intrinsische Motivation leidet am Leistungsdruck. Schüler lernen unter Umständen nur, um Prüfungen bewältigen zu können. Nicht um des Lernens willen. „Durch den Notendruck lernen Schüler, dass Lernen und Noten zusammen gehören.“, so der Lehrer Phillip Wamsler in seinem TEDxTalk, in dem er für ein von Benotung befreites Lernen plädiert. Er beschreibt weiterhin die Schülereinstellung: „Wenns keine Noten gibt auf die Vokabeln, dann lern ich sie nicht.“
Konzentrationsstörungen
Nach der o. a. Juvenir-Studie umfassen leistungsbezogene Einschränkungen Lern- und Konzentrationsschwächen und betreffen Mädchen und Jungs gleichermaßen: Jeweils rund 16 % der gestressten Jugendlichen können sich schlecht konzentrieren und fühlen sich weniger leistungsfähig. Dadurch dauern die Hausarbeiten bzw. das Lernen natürlich länger und es gelingt auch nicht so gut.
Aufschieberitis
Eventuell macht sich gewisse Lern-Unlust breit. Die Freude am Lernen lässt nach oder ist mit der Zeit gar nicht mehr da. Man tut nur noch das Nötigste oder nicht mal mehr das. Die Aufschieberitis beginnt. Schüler fangen z. B. nicht rechtzeitig an mit dem Lernen, obwohl es an der Zeit wäre, für eine Prüfung zu lernen oder um ein Projekt, wie z. B. ein Referat oder eine Seminararbeit zu beginnen. (s. a. 3.2.2. Antriebslosigkeit)
Schulunlust oder Schulverweigerung
Im schlimmsten Falle kann der schulische Leistungsdruck und die ausbleibenden Erfolgserlebnisse dazu führen, dass Schüler nicht mehr gerne in die Schule gehen oder sich sogar weigern.
Wenn nur Bestnoten gut genug sind: Fixierung auf Hochleistung
Schüler und Schülerinnen mit erwartungswidrig guten Schulleistungen sind keine einheitliche Gruppe, sagt Margrit Stamm, Professorin für Pädagogische Psychologie und Erziehungswissenschaften. Sie definiert Überleister (Overachiever) als diejenigen Heranwachsenden, welche lediglich durchschnittliche kognitive Fähigkeiten aufwiesen, jedoch sehr gute Schulnoten haben.
In ihrem Buch über die Folgen der Hochleistungsgesellschaft für unsere Kinder „Angepasst, strebsam, unglücklich“ erklärt sie: Überleistende junge Menschen unterscheiden sich durchaus etwas voneinander. Einige streben ganz eigenmotiviert danach, andere tun das vor allem für ihr Umfeld, d. h. für Eltern und Schule. Diese haben die Überzeugung, dass sie sich Wertschätzung und Liebe v. a. durch gute Leistungen sichern können, wofür sie sich allerdings permanent anstrengen müssen. Allen Überleister-Schülern gemein sind die ausgeprägten Selbstzweifel. Über Erfolge können sie sich kaum freuen. Sie stellen ihre Kompetenz und Leistungsfähigkeit chronisch in Frage, fokussieren sich permanent auf ihre Unvollkommenheit und haben das Gefühl, nie genug geleistet zu haben. Sie erringen gute und extrem gute Leistungen, sind aber überzeugt, den Erfolg nicht verdient zu haben. Sie führen ihn auf Glück, Zufall oder auf die Überschätzung der eigenen Fähigkeiten durch Dritte zurück.
Berufsorientierung erschwert
Durch die alltäglichen schulischen Anforderungen lernen Jugendliche nur zu funktionieren und sich anzupassen. Durch das ständige Funktionieren-müssen, resp. „Reinziehen und Ausspucken“ der vorgegebenen Lerninhalte besteht die Gefahr, dass der Blick auf sich selbst als Mensch und die eigene Lebensbestimmung verloren geht. Demzufolge stehen viele Jugendliche am Ende der Pflichtschul-Laufbahn vor der Frage, was sie jetzt eigentlich beruflich machen könnten. Sie hatten all die langen Jahre der Schulzeit wenig oder keine Zeit, sich kennen zu lernen und ihre Stärken zu entdecken. Jedenfalls nicht diejenigen, deren Stärken anders aussehen als die von der Schule geforderten.
3.2 Psychische Symptome und Verhaltensänderung
3.2.1 Prüfungs- und Versagensangst
Versagensangst entsteht dadurch, dass Kinder eine elterliche Erwartung nicht erfüllen konnte. Es macht einen Fehler und erfährt Konsequenzen. Jetzt verknüpft das Gehirn unterbewusst das Versagen mit schlechten Gefühlen. Beispielsweise hat das Kind eine schlechte Note und von den Eltern deswegen Ärger bekommen, wird es in Zukunft Angst davor haben.
Wie erkennt man Prüfungsangst?
Entweder spricht das Kind ganz offen darüber oder es gibt indirekte Hinweise darauf. Je mehr von der Prüfung abhängt, umso schlimmer ist die Prüfungsangst. Prüfungsangst ist eine Mischung aus körperlichen und seelischen Beschwerden.
Prüfungsangst im Vorfeld und während der Prüfung
Schon die Ankündigung einer Prüfung kann bei manchen Schülern Stress auslösen. So reagieren sie mit innerer Unruhe und Angstgefühlen, manchmal schon mehrere Wochen vor der Prüfung bis hin zum Prüfungstag. Auch wenn direkt vor einer Prüfung oder einem öffentlichen Auftritt Symptome wie Herzrasen, Mundtrockenheit, Übelkeit, Schwindel oder Enge im Hals auftreten, handelt es sich oft um Prüfungsangst.
Während der Prüfung führen Konzentrationsstörungen, Denkblockaden und negative Denkschleifen dazu, dass das Gelernte nicht abrufbar ist. Begleiterscheinungen können starkes Schwitzen, Frösteln oder Zittern sein.
Leichte Prüfungsangst
Leichte Prüfungsangst wirkt sich nicht negativ aus, sondern trägt sogar dazu bei, dass Prüflinge sich ausreichend gründlich auf eine Prüfung vorbereiten. Kurz vor und während der Prüfung sorgt der Eustress dafür, dass das Körper-Geist-System ausreichend aktiviert ist, um die Aufgabe zu bewältigen.
Starke Prüfungsangst
In schweren Fällen von Prüfungsangst zeigen die Schüler bereits Wochen oder Monate vor dem Prüfungstermin Symptome von Appetitlosigkeit, diffusen Angstzuständen, Schlafstörungen und allgemeinem Unwohlsein.
Starke Prüfungsangst kann zu Depressionen führen. Die Betroffenen fühlen sich mutlos und antriebslos. Sie sind der Überzeugung, den Prüfungsstoff nicht bewältigen zu können. Essstörungen und Rückzug ins eigene Zimmer können ebenfalls darauf hindeuten.

3.2.2 Antriebslosigkeit bei Schülern
Lange Schultage, hohen Leistungsdruck, soziale Herausforderungen und ein volles Programm an verschiedenen Freizeitaktivitäten sowie ein zu hoher Medienkonsum überfordern die Kinder oftmals. Das führt bei manchen Schülern zu Antriebslosigkeit, so Dr. med. Nonnenmacher.
Und weiter: Unter Antriebslosigkeit bei Kindern wird verstanden, dass sie unfähig sind, genügend Motivation aufzubringen, beispielsweise für die Schule, Hausaufgaben, aber auch für Freunde, Hobbys etc. Die Antriebslosigkeit führt dadurch einerseits dazu, dass die Leistungsfähigkeit abnimmt, andererseits jedoch auch zur zunehmenden sozialen Isolation und einem Rückzug. Eine ausgeprägte Antriebslosigkeit macht sich letzten Endes auch im Befinden bemerkbar.
Sich zu einer Aktivität aufzuraffen, kann bei einer Antriebslosigkeit zur schier hoffnungslosen Herausforderung werden. Das Kind ist kraftlos, ergreift keine Initiative mehr, ist rasch erschöpft und manchmal auch apathisch. Jede Bewegung ist scheinbar zu viel, da der Antrieb und Schwung fehlen. Selbst einfach alltägliche Verrichtungen erfordern eine große Anstrengung. Der Körper zieht in diesem Fall die Notbremse, da er etwas mehr Ruhe und Erholung haben möchte. Auch die Mimik, Gestik und der verbale Ausdruck sind meist vermindert. Das Kind sitzt oftmals stundenlang passiv herum, ohne sich zu beschäftigen.
Zeigen sich jedoch ein ständiges Schweregefühl und ein Schlaf, der keine Erholung mehr bringt, was mehrere Wochen lang anhält, sollten die Symptome der Antriebslosigkeit bei Kindern diagnostisch abgeklärt werden. Es sollte stets bedacht werden, dass auch Kinder eines jeden Alters Depressionen entwickeln können, insbesondere im Vor- und Grundschulalter. Typisch für eine Depression bei Kindern ist ebenso die Antriebslosigkeit. Zudem ist oftmals ihre Stimmung gedrückt und es werden Ängste vor neuen Aufgaben entwickelt. Die betroffenen Kinder ziehen sich von ihren Freunden und den Aktivitäten zurück. Sie möchten am liebsten nur noch zu Hause bleiben. Häufig klagen sie auch über Kopf- und Bauchschmerzen.

3.2.3 Depressive Verstimmungen
Die Erfahrungen, häufig schlechte Noten zu bekommen, folglich gefühlt zu versagen, führt dazu, dass das Selbstvertrauen einbricht. Wenn Erfolgserlebnisse über längere Zeit ausbleiben, ist es naheliegend, an seinen Fähigkeiten zu zweifeln. Dadurch können bei manchen Schülern Gefühle von Niedergeschlagenheit und Traurigkeit auftreten, die in depressive Verstimmungen und Depressionen führen können.
Anzeichen für Schulstress: mögliche Verhaltensänderungen:
- permanente schlechte Laune
- Müdigkeit
- Antriebslosigkeit, Demotivation
- Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, depressive Verstimmungen
- vermindertes Selbstwertgefühl
- Pessimistische Denkweise
- Nervosität
- Gereiztheit oder Aggressivität
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Essstörungen (wie z.B.: Magersucht, Bulimie)
- Angst: Prüfungsangst, Schulangst
- Schulverweigerung
- Sozialer Rückzug (eher bei Jugendlichen, selten bei Kindern)
Das psychische Wohlbefinden kann durch erhöhten Zeit- und Leistungsdruck, ausgeprägte Stressbelastung und häufige Überforderung gefährdet werden. Die schweizerische Juvenir-Studie ist daher der Frage nachgegangen, in welchem Masse ausgeprägter Leistungsdruck und Stress das psychische Wohlergehen der betroffenen Jugendlichen beeinträchtigen.
Die Ergebnisse zeigen eindeutig, dass erhöhter Leistungsdruck ein bedeutender Risikofaktor für das psychische Wohlergehen ist. Dies gilt insbesondere für die betroffenen jungen Frauen. Über 60 % der männlichen und knapp 80 % der weiblichen Jugendlichen mit häufigem oder sehr häufigem Leistungsdruck zweifeln auch häufig an sich selbst und ihren Fähigkeiten, worunter ihr Selbstvertrauen leiden kann. 64 % der Mädchen und 55 % der Jungs mit häufigem Stress berichten von Lustlosigkeit, 69 % der Mädchen und 49 %der Jungs von Niedergeschlagenheit und Traurigkeit.
3.3. Psychosomatische Symptome von Leistungsdruck
Körperliche Symptome, wie z. B. Kopfschmerzen und Bauchschmerzen, können ein Hinweis darauf sein, dass Kinder psychische Probleme plagen. Bezogen auf die Schule, könnten das beispielsweise hoher Leistungsdruck und Prüfungs- und Versagensangst sein.
Wie häufig Schüler körperliche Beschwerden hatten, darüber gibt der DAK-Präventionsradar 2022/23 Auskunft. Die Mehrheit aller Befragten hatte seltener als jede Woche körperliche Beschwerden. Die Ausnahme bildet hier die Erschöpfung. Mehr als die Hälfte (53%) aller Schüler ist mindesten einmal pro Woche erschöpft, ein Drittel sogar mehrmals pro Woche.
Von Schlafproblemen (Ein- und Durchschlafstörungen) wurden ca. ein Viertel aller Schüler (23%) mehrmals pro Woche geplagt. 25% haben mindestens einmal pro Woche Rückenschmerzen und ein etwa gleich großer Anteil (27 %) berichtete von mindestens wöchentlich auftretenden Kopfschmerzen. Bauchschmerzen gab es hingegen etwas seltener bei „nur“ 19% ein- bis mehrmals pro Woche.
Typische körperliche Warnsignale für Schulstress können sein:
- Kopfschmerzen, Migräne
- Bauchweh
- Übelkeit
- Rückenschmerzen
- häufiges Kranksein ( Erkältungen)
- Schlafstörungen wie Einschlafschwierigkeiten
- Müdigkeit, Niedergeschlagenheit
- Nervosität
- Essstörungen (wie z.B.: Magersucht, Bulimie)
- Angst
- Zusammenbruch, Burnout
Nervosität beispielsweise ist vor einer anstehenden Prüfung durchaus normal. Kinder müssen aber auch lernen, eine Zeit lang Stress auszuhalten Problematisch ist es, wenn solche Symptome über einen langen Zeitraum hinweg bleiben. Jedes Kind reagiert zudem unterschiedlich auf Stress. Bei dem einen macht er sich schneller bemerkbar, bei anderen fällt er kaum auf.
Wann wird es denn kritisch? Wann sollten Eltern handeln?
Die Psychologin der KKH Franziska Klemm, die im Bereich Prävention arbeitet, weist darauf hin, dass es dann kritisch werde, wenn diese Gefühle dazu führten, dass die Schülerinnen und Schüler Vermeidungsverhalten zeigten. D. h., also gar nicht mehr in die Schule gehen wollen, weil sie so aufgeregt seien oder Bauch- oder Kopfschmerzen haben. Viele negative Lebensereignisse und eben auch ganz häufiges Gefühle von Überforderung und Stress könnten so langfristig in einer Negativspirale dazu führen, dass auch psychische Erkrankungen entstehen können.

Burnout bei Schülern
Sogar bei Schülern wird mittlerweile das Burnout-Syndrom beobachtet, was früher nur typischerweise in der Arbeitswelt der Erwachsenen auftrat. Dieses äußert sich durch völlige körperliche und geistige Erschöpfung.
3.4 Leben für die Schule: Soziale Folgen
Schule geht nun mal vor. Wenn es dann dort nicht so gut läuft, müssen andere Aktivitäten zurückstehen. Aufgrund fehlender Zeit gibt es Einschränkungen bei privatem Engagement oder Vereinsleben. Freizeit, Freunde, Familie und Hobbies müssen hinten anstehen.
3.5 Kann Leistungsdruck auch positiv sein?
Leistungsdruck muss nicht immer nur schlecht sein. Wird er wohldosiert eingesetzt, kann er auch positive Effekte haben. Schülern bzw. Heranwachsenden etwas zuzutrauen und Leistung einzufordern, gehört zum Lehren und Lernen dazu.
Wird beispielsweise die Zeit limitiert, also Zeitdruck eingesetzt, können sich manche Menschen besser organisieren. Die zum Lernen nötige Konzentration kann für ein bestimmtes Zeitfenster besser aufgebracht werden als wenn noch genug Zeit da ist. Das Parkinsonsche Prinzip: Du brauchst immer so lange wie du Zeit dafür hast, bestätigt sich immer wieder. Mehr zu schaffen in kürzerer Zeit, wird also manchmal gerade erst dadurch möglich.
Interessant ist auch zu entdecken, wieviel ein Schüler überhaupt aus sich herausholen kann, wenn er gefordert wird. Dabei sind natürlich diverse Lern-Techniken hilfreich, die die Lern-Organisation unterstützen, wie z. B. Zeitpläne. Andere Techniken helfen, um Gelerntes besser aufzunehmen und längerfristig im Gedächtnis zu behalten.
An Herausforderungen kann man auch wachsen: Vielleicht hätte ein Schüler sich selbst etwas gar nicht zugetraut und macht jetzt durch gewisse Rahmenbedingungen die Erfahrung, dass er die Aufgabe doch geschafft hat. Dadurch entstehen Erfolgserlebnisse.
Leistungsdruck wird aber von vergleichsweise wenigen Jugendlichen als konzentrations- oder leistungsfördernd betrachtet. (Juvenir-Studie) Lediglich 12 % der stressbelasteten Jugendlichen bejahen uneingeschränkt die Aussage, Aufgaben unter Leistungsdruck besser erledigen zu können und sich besser konzentrieren zu können, als ohne Druck. Weitere 32 % stimmen dieser Aussage tendenziell zu.
4. Kompensation: Was nicht so hilfreich ist

Die Ergebnisse der HBSC-Studie 2024 verdeutlichen den wachsenden schulischen Druck, dem sich insbesondere ältere Mädchen ausgesetzt fühlen. So ist unter den 15-Jährigen der Anteil der Mädchen, die sich unter Druck fühlen, seit 2018 von 54 % auf 63 % gestiegen, während bei den Jungen nur ein moderater Anstieg von 40 % auf 43 % zu verzeichnen ist.
Anforderungen und deren Bewältigung haben Einfluss auf die Entwicklung der Heranwachsenden im Bereich des Selbstwerts, der Selbstwahrnehmung und gesundheitsrelevanter Verhaltensweisen.
Substanzkonsum
Verschiedene Studien konnten zeigen, dass Heranwachsende, die eine höhere schulische Belastung wahrnehmen, beispielsweise eher riskante Verhaltensweisen (z.B. Rauchen oder Alkoholkonsum) berichteten und einen schlechteren psychischen und physischen Gesundheitszustand aufweisen. Dies unterstreicht die Wichtigkeit von schulischen Belastungen als Public-Health-Thema, so die Autoren der HBSC-Studie 2017.
Passive Bewältigungsstrategien
Neben den aktiven Strategien nennen Jugendliche in der Befragung durch die o. a. Juvenir-Studie häufig Durchhalten und bewusstes Ausblenden als Verhaltensweisen zum Umgang mit Stress. So wenden 16 % der Jugendlichen das Motto «Augen zu und durch!» an. Das Ausblenden von Stresssituationen ist unter den Jugendlichen ähnlich weit verbreitet (15%).
Die positive Wirkung aktiver Bewältigungsstrategien wird deutlich durch eine Korrelationsanalyse mit psychischen Stress-Symptomen und der Lebenszufriedenheit der Jugendlichen. Grundsätzlich scheinen die Strategien zur Ausblendung von Druck weniger wirksam für eine erfolgreiche Stressbewältigung zu sein als die aktiven Ausgleichsstrategien: Die Jugendlichen, die den Druck einfach ausblenden, berichten eher von häufiger Traurigkeit oder Niedergeschlagenheit bei Leistungsdruck (35%) als Jugendliche, die diese Strategie nicht nutzen (27%). Zudem sind die Jugendlichen, die den Druck einfach ausblenden, seltener mit ihrem Leben zufrieden (31%) als Jugendliche, die diese Strategie nicht anwenden (40%).
Hingegen sind die Jugendlichen, die gezielt Sport oder andere Aktivitäten als Ausgleich betreiben, häufiger mit ihrem Leben insgesamt zufrieden als Jugendliche, die diesen Ausgleich nicht nutzen (38% gegenüber 26%) und berichten seltener von häufiger Traurigkeit und Niedergeschlagenheit (20% gegenüber 33%).
5. Leistungsdruck beim Lernen – was tun?
5.1 Was kann Schule tun?
5.1.1 Prüfungskultur ändern
Was kann sich konkret in den Schulen verändern, damit sie als weniger belastend erlebt wird? Insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Schule für Kinder und Jugendliche aktuell einer der Hauptbelastungsfaktoren ist, sollte man hier unter anderem besonders bei der Prüfungskultur ansetzen, meint Michael von Aster, Professor für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Berliner DRK Klinikum Westend. „Die klassischen Prüfungsformate, bei denen Schülerinnen und Schüler eine Leistung allein und unter Zeitdruck abrufen müssen, ist besonders für Kinder mit psychischen Belastungen häufig eine Überforderung, und das wirkt sich wiederum negativ auf ihre psychische Gesundheit aus. Sie erleben Kontrollverlust und haben Versagensängste. Dieses misserfolgsorientierte Klima löst einen Teufelskreis aus. Die Prüfungen werden immer belastender, die Ängste immer größer. Wir brauchen Prüfungsformate, die nicht mit Druck verbunden sind und positive Emotionen auslösen. Man kann Kindern und Jugendlichen zum Beispiel mehr Zeit geben, man kann sie in Prüfungen gemeinsam arbeiten lassen. Wichtig ist, dass sie Lernwirksamkeit und Kompetenzerleben erfahren. Und es müssen auch nicht alle Kinder durch die gleiche Prüfung. Prüfungen und das Lernen überhaupt sollten stärker individualisiert werden.“
5.1.2 Psychische Gesundheit in Schulen stärker zum Thema machen
Schulen könnten die psychische Gesundheit stärker zum Thema machen, meint Julian Schmitz, Professor für Klinische Kinder- und Jugendpsychologie am Institut für Psychologie der Universität Leipzig. Das sollte auch in den Lehrplan aufgenommen werden. Ebenso seien Gruppenangebote über die Schulsozialarbeit, wie z. B. zum Umgang mit Gefühlen, Streitschlichterprogramme oder soziales Kompetenztraining sehr wirksam. Generell wäre eine Gesprächskultur wichtig, um Räume zu öffnen für die Themen, die Kinder und Jugendliche bewegen. Sie könnten äußern, wie es ihnen in der Schule geht oder was sie sich anders wünschen im Unterricht, sowie lernen, über ihre Gefühle zu sprechen.
5.1.3 Unterricht individueller gestalten
Dass die Zahl psychisch erkrankter Schüler wachse, liege am Regelsystem, glaubt Michael von Aster, Professor für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Berliner DRK Klinikum Westend. Das sei einfach nicht flexibel genug für die inzwischen sehr heterogene Schülerschaft, meint von Aster. Schon bei der Einschulung seien die Fähigkeiten und das vorhandene Wissen der einzelnen Kinder auf einem sehr unterschiedlichen Stand. „Das heißt, jeder Schüler braucht möglicherweise unterschiedliche Hilfestellungen, unterschiedliche didaktische Orientierungen, unterschiedliche Intensität von Lehrerintervention. Und da denke ich oft, dass Lehrer strukturell überfordert sind, nicht individuell, wenn sie dieser Vielfalt im Gegenübersein von 25, 30 Schülern gerecht werden sollen.“
In den Regelschulen, moniert der Kinderpsychiater, fehle die Didaktik des sozialen Lernens. Er wünscht sich, dass neben Mathe und Rechtschreibung auch das soziale Verhalten der Kinder bewertet wird. An Privatschulen wie der Freien Schule Anne-Sophie in Berlin-Zehlendorf wird auf diese Dinge mehr Wert gelegt. Jeder der 170 Schüler hat einen Vertrauenslehrer, mit dem er alle zwei bis drei Wochen ein Coaching-Gespräch führt. Dort geht es um die schulischen Leistungen, aber auch um persönliche Probleme, sofern das gewünscht ist. Auch der Unterricht ist weniger streng strukturiert. Nach einer halben Stunde Frontalunterricht können sich die Schüler aussuchen, in welchen individuellen Lerngruppen sie weiterlernen möchten.
5.1.4 Empfehlungen der HBSC-Studie 2024
Auszug daraus:
- Schaffung inklusiver schulischer Umfelder: Schulen müssen das Wohlergehen der Schüler durch konkrete Maßnahmen in den Vordergrund stellen: durch Verkleinerung von Klassen, Einführung von Betreuungsprogrammen und die Integration von sozial-emotionalem Lernen in den Lehrplan. Bei der Lehrerausbildung sollte Wert auf die Förderung der psychischen Gesundheit der Schüler gelegt werden, mit einem Schwerpunkt auf der Schaffung sicherer Räume, in denen sich die Schüler wahrgenommen und gehört fühlen.
- Maßnahmen gegen den schulischen Druck: Schulen müssen der steigenden Stressbelastung durch systematische Ansätze begegnen, indem sie ausgewogene Hausaufgabenregelungen einführen, Lernfähigkeiten fördern, regelmäßige Sprechstunden für Schüler bei Lehrern einplanen und außerdem sicherstellen, dass Lehrer darin geschult werden, Anzeichen von schulischem Stress zu erkennen, insbesondere bei Mädchen, und darauf zu reagieren.
5.1.5 Lehrer
Auch den Lehrern kommt eine wichtige Rolle beim Entstressen zu, wie eine Umfrage des Studienkreises in 2020 ergeben hat. So wünschen sich doch fast zwei Drittel der 12 bis 18-Jährigen (59 %) bei Stress Unterstützung seitens der Schule.
Wichtig ist es also für Lehrer, die Anzeichen für Schulstress und schulischen Leistungsdruck rechtzeitig bei den Schülern zu erkennen. (s. Kap. 3 Anzeichen von Leistungsdruck) So können Sie Gespräche mit den Schülern oder Eltern führen, um die Situation zu verbessern.
Was Lehrer zur Ausbildung von Resilienz ihrer Schüler vormittags in der Schule tun können, entspricht prinzipiell dem, was Eltern nachmittags beim Lernen ihrer Kinder und im Alltag tun können. (s. 5.2 Was Eltern tun können). Ferner ist es sehr konstruktiv, wenn Lehrer und Eltern Partner werden, um das Kind bestmöglich zu unterstützen.
5.2 Was können Eltern tun?
Fühlen sich die Jugendlichen vom Schulalltag gestresst, wünschen sich 89 % vor allem die Unterstützung ihrer Eltern, so die Ergebnisse der o. g. Umfrage des Studienkreises. Das sinkt auch mit zunehmendem Alter nur wenig. Bei den 12- bis 13-Jährigen waren es 93 %, bei den 16- bis 18-Jährigen immer noch 88 %. Eltern spielen deshalb im Umgang mit dem Schülerstress eine wichtige Rolle.
Die Leistungsbereitschaft eines Kindes lässt sich nicht erzwingen. Schüler reagieren unterschiedlich auf Druck. Manche fangen überhaupt erst mit dem Lernen an, wenn der Zeitdruck so groß ist, dass es unausweichlich ist und gar nicht mehr anders geht. Andere reagieren auf Druck völlig passiv, d. h. sie machen dann gar nichts mehr. In ihrem Gehirn läuft bei Stress die automatische, evolutionär bedingte Notfall-Reaktion „Totstellen bei Gefahr“ ab. Sie erstarren im Nichtstun.
Absolut keine Hilfe ist zusätzlicher Druck, indem auf schlechte Schulnoten zusätzliche Sanktionen folgen, denn das vergrößert das Dilemma nur noch. Müssen Kinder keine Folgen befürchten, nimmt das ganz viel Druck raus. Aus der Lernforschung wissen wir, dass Kinder unter Druck und mit Angst keine guten Leistungen erbringen können. Viel erstrebenswerter ist hingegen eine Einstellung des Kindes, von sich heraus bereit zu sein, sich anzustrengen und zu lernen, also leistungsbereit zu sein.
Was können Eltern tun?
5.2.1 Stresszeichen erkennen
Hat das Kind getan, was es konnte, und ist trotzdem überfordert mit der Schulsituation, zeigen sich Anzeichen von Stress, die Eltern unbedingt erkennen sollten. (s. Kap. 3 Symptome/Folgen von Leistungsdruck). Eltern tun gut daran, sensibel auf eventuelle Stressanzeichen oder Auffälligkeiten ihrer Kinder zu achten, denn je früher diese erkannt werden, umso besser. Werden sie langfristig nicht erkannt, kann das psychische Erkrankungen begünstigen, bestätigt die Psychologin Franziska Klemm im Interview „Wie die Leistungsgesellschaft Kinder und Jugendliche unter Druck setzt“ des Deutschlandfunks Kultur.
5.2.2 Beziehung stärken heißt Resilienz stärken
Kinder, die mit Belastungen, wie z. B. schulischen Leistungsdruck gut umgehen können, nennt man resilient. Sie sind emotional gesund und kann sich nach einem Rückschlag umgehend wieder fangen. Da Kinder leider kein Benutzerhandbuch mit auf die Welt bringen, und es auch kein allgemeingültigen Weg in die beste Zukunft gibt, so gibt es doch einige Hinweise, die Eltern berücksichtigen können, um sie zu widerstandsfähigen, resilienten Menschen zu erziehen.
Wie die Kindertherapeuten Books und Goldstein in ihrem Eltern-Ratgeber schreiben, können Eltern ihre Kinder durch das Stärken der Beziehung dabei unterstützen, zu einer inneren Leistungsbereitschaft zu kommen und sie zu erhalten:
Empathie zeigen
Vor allem gilt es, die Beziehung zum Kind zu stärken. Eltern erreichen mehr, wenn sie statt „mehr Anstrengung“ bei schlechten Noten zu fordern oder durch Verurteilung der mangelnden Schulleistung, über ihren Ärger hinweggehen. Angst vor Prüfungen und Noten entsteht häufig durch die Panik vor der elterlichen Reaktion. Zeigen Eltern jedoch Mitgefühl und wecken sie Zuversicht auf zukünftige Verbesserung, verschwinden Ängste. Dürfen Kinder Empathie erfahren, ist das eine Schlüsselkomponente für gelungene Lebensorientierung.
Resilienztipp: Versetzen Sie sich in ihr Kind hinein! Zeigen Sie Empathie!
Aktives Zuhören
Miteinander über den Schulstress bzw. Leistungsdruck reden ist wichtig, um herauszufinden, wo die Ursachen der Probleme liegen. Aktiv dabei zuzuhören, bedeutet zu akzeptieren, zu verstehen und darauf einzugehen. Eltern sind dabei Vorbilder für gute Kommunikation.
Resilienztipp: Hören Sie ihrem Kind gut zu! Versuchen Sie zu verstehen, was es sagen will!
Aktiv und konstruktiv kommunizieren
In der Schule wird immer nur das Ergebnis bewertet durch die Note in der Prüfung, nicht aber das Engagement, um dahin zu kommen. In einer Prüfung muss für eine Note „4“ mindestens die Hälfte der Gesamtpunktzahl erreicht werden. Und wenn Kinder enttäuscht sind, weil sie einen 4er bekommen haben, aber wirklich viel dafür getan haben, sind Eltern die einzigen, die das anerkennen können. In der Schule ist leider nicht der Weg das Ziel. Die Leistung wird in absoluten Zahlen (Noten) gemessen. Auch, wenn ein Schüler geschafft hat, von Note 5 auf Note 3 zu kommen, ist das eine große Leistung, die Anerkennung verdient hat.
Resilienztipp: Achten Sie bei Kritik auf die richtigen Worte! Verändern Sie Ihren Fokus: Machen Sie Ihrem Kind Mut und weisen Sie hin auf alles, was schon gut geht und richtig war! Äußern Sie Zuversicht und bestärken Sie Ihr Kind in seinem Können! Sprechen Sie über die Fortschritte, die Sie erkennen! Das stärkt das Selbstwertgefühl enorm.
Wertschätzung geben
Ganz unabhängig von Noten und Leistung ist es enorm wichtig, dass Kinder wissen, dass sie von den Eltern angenommen und geliebt werden, auch wenn sie nicht die gewünschten Noten mit nach Hause bringen konnten.
Resilienztipp: Begegnen Sie Ihrem Kind grundsätzlich mit Liebe und Wärme! Noten sind nicht alles. Entdecken Sie die Stärken des Kindes! Diese können auch außerhalb von schulischen Leistungsanforderungen liegen. Wertschätzen Sie das Können, Wissen oder die charakterlichen Stärken!
5.2.3 Erfolgserlebnisse ermöglichen heißt Resilienz stärken
Realistische Erwartungen haben
In zweierlei Hinsicht dürfen Eltern ihre Erwartungen überdenken. Einmal betrifft das das Verhalten, denn Kinder sind unterschiedlich im Temperament. Manche sind eher stürmisch, andere schüchtern. Andererseits betrifft es die schulischen Leistungserwartungen. Oft sind diese sehr hoch. Oftmals schämen sich Eltern für schlechte Zensuren ihrer Kinder und übertragen eigenen Versagensängste auf die Kinder.
Resilienztipp: Berücksichtigen Sie bei Ihren Forderungen immer das Temperament des Kindes! Versuchen Sie, das Verhalten zu verstehen und es so zu verändern, dass sein Selbstwertgefühl nicht beschädigt wird!
Reflektieren Sie Ihre Erwartungshaltung! Erwarten Sie keine Leistungen, die das Kind nicht erbringen kann! Tolerieren Sie Fehler, sowie schlechtere Zeiten, in denen es schulisch mal nicht so gut läuft! Sprechen Sie darüber!
Erfolgserlebnisse möglich machen
Leider haben viele Kinder ein geringes Selbstwertgefühl. Dieses kann sich gut entwickeln in Bereichen, in denen ihre Stärken liegen. Werden sich Kinder ihrer eigenen Stärken bewusst, sind sie eher bereit, sich auch mit schwierigeren oder unangenehmen Dingen auseinanderzusetzen.
Resilienztipp: Helfen Sie dem Kind dabei, ein gesundes Selbstwertgefühl aufzubauen, indem Sie seine Stärken erkennen und ihm die Möglichkeit geben, hier sein Bestes zu zeigen! Stärken Sie seine Stärken!
Positiv mit Fehlern umgehen
Viele Kinder empfinden ihre Fehler als Versagen. Deswegen vermeiden sie künftig Situationen, in denen sie wieder etwas falsch machen könnten und ziehen sich zurück. Wenn Eltern frustriert sind über die Fehler reagieren Sie oft in einer Weise, die das Selbstvertrauen der Kinder beeinträchtigt. Resiliente Kinder sehen Fehler als Chance, in denen sie etwas lernen können.
Resilienztipp: Helfen Sie Ihrem Kind eine positive Einstellung auf die Fehler zu bekommen! Vergleichen Sie die schulischen Leistungen ihres Kindes nicht mit anderen!
Verantwortung fördern
Im Laufe des Heranwachsens sollten Kinder immer mehr Verantwortung übernehmen lernen. Dies stärkt das Selbstwertgefühl enorm. Auch für jüngere Kinder gibt es im Alltag viele Möglichkeiten zu helfen. Später sollte das mehr und mehr auf die schulischen Pflichten übergehen.
Resilienztipp: Trauen Sie Ihrem Kind etwas zu! Geben Sie dem Kind Gelegenheit zu beweisen, dass es Verantwortung übernehmen kann!
Problemlösedenken unterstützen
Optimistische Kinder haben das Gefühl, ihr Leben unter Kontrolle zu haben. Unter der Anleitung der Eltern ist es für sie möglich, Pläne für weiteres Vorgehen bei Problemen zu entwickeln. So lernen sie, dass sie selbst richtige Entscheidungen treffen und Probleme selbstständig lösen können. Das fördert ihr Gefühl von Eigenständigkeit. Wichtig ist, dass negative Erfahrungen das Selbstvertrauen nicht untergraben. Eltern können hier einen Hinweis auf die Stärken geben, die das Kind besitzt.
Resilienztipp: Lösen Sie nicht die (schulischen) Probleme ihres Kindes! Geben Sie ihm zuerst selbst Gelegenheit über Lösungen nachzudenken! Stellen Sie Fragen, um mögliche Ursachen herauszufinden! Machen Sie auf Stärken aufmerksam!
Selbstdisziplin unterstützen
Eltern können die Disziplin ihrer Kinder sowohl schwächen als auch fördern. Weder zu viel Disziplin noch zu wenig davon ist gut. Kinder müssen lernen, dass ihr Verhalten gewisse Folgen nach sich zieht. Eltern obliegt die richtige Anleitung dazu. Erleben Kinder, dass sie es schaffen, gewisse Regeln einzuhalten, stärkt das die Selbstkontrolle.
Resilienztipp: Vereinbaren Sie mit ihrem Kind verbindliche Umgangsregeln und Sanktionen bei Verstößen! Zeigen Sie Konsequenz! Gehen Sie mit gutem Vorbild voran! Schaffen Sie gute Rahmenbedingungen beim Lernen für die Schule, damit hier auch die Selbstdisziplin wachsen kann!
5.2.4 Eltern-Lehrer-Partnerschaft
Wenn Eltern eine gute Beziehung zur Lehrkraft suchen und die Situation bzw. die Gefühlslage des Kindes erklären, erhält diese einen neuen Blick auf das Kind. So kann ggf. mehr Verständnis und Empathie für das Kind entstehen. Die Lehrkraft wird dann sicherlich gerne bereit sein, das Kind bestmöglich zu unterstützen.
Resilienztipp: Bleiben Sie mit den Lehrkräften regelmäßig in Kontakt!
5.2.5 Außerschulische Unterstützung suchen
Kommt man selber nicht mehr weiter, gibt es diverse Unterstützungsangebote. Gespräche mit Schulpsychologen helfen hier z. B. weiter. Ein Lern-Energie-Coaching ist eine Alternative oder sehr gute zusätzliche Möglichkeit, um das Kind zu stärken und mehr Resilienz im schulischen Alltag aufzubauen.
Lern-Energie-Coaching
Da viele Blockaden unterbewusst sind, ist ein Lern-Energie-Coaching sehr sinnvoll. Gemeinsam gelingt es viel schneller, Blockaden zu lösen, den richtigen Weg zu Schulerfolg zu finden und wieder in die eigene Kraft zu kommen!
